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Everesting for Good

Sturmvögel sind nachtaktiv und manchmal auch ein bisschen verrückt.

Ja, die Corona-Krise ist scheiße! Egal mit wem man redet, jeder hat in der aktuellen Krise sein Päckchen zu tragen. Auch wir als Radsportler haben unser Päckchen zu tragen. Denn während in normalen Jahren nun zu dieser Jahreszeit die Rennradsaison richtig Fahrt aufgenommen hat, sind wir dieses Jahr zum Stillstand verdonnert. Während die Fussballbundesliga das Privileg besitzt, Spiele austragen zu dürfen, sind Radrennen bis Ende August ausgeschlossen. Es ist mühselig nun darüber zu schimpfen oder zu philosophieren wie schön es wäre, wenn wir auch dieses Standing oder diese Lobby hätten. Ja, auch wir haben diese Tage, wo wir frustriert und traurig sind. Aber dann vielleicht liegt es in der Natur eines Radfahrers, dass man den Kopf nicht in den Sand steckt und in Selbstmitleid verfällt, sondern sich alternative Ziele und Herausforderungen sucht. Denn am Ende können wir alle froh und dankbar sein, dass wir anscheinend in Deutschland glimpflich davon gekommen sind und wir im Verein alle gesund geblieben sind.

Das dachte sich auch unser Fahrer Heiner Forthmann, als er eines abends mit einem Radsportfreund gemütlich beim Bier zusammensaß und auf die verrückte Idee kam, anstelle von Rennen fahren und sich mit den Gegnern zu messen, den Kampf mit dem inneren Schweinehund aufzunehmen und sich einer neuen „Challenge“ zu stellen – dem Everesting! Den Mount Everest mit dem rad zu erklimmen ist leider nicht möglich, die Idee des Everesting ist daher, die Höhe des Mount Everest an einem Anstieg seiner Wahl zu erklimmen – und zwar immer und immer wieder, bis man die Höhenmeter des Everest erreicht hat. Die besondere Herausforderung dabei: Man darf nur einen Anstieg wählen und diesen immer rauf und runter fahren. Neben der extremen körperlichen Belastung ist es daher auch eine sehr psychische Belastung, die Heiner wie folgt zusammenfasst:

„Everesting! 9.217 Höhenmeter, 405 Kilometer in 17 Stunden und 15 Minuten. Zahlen, die ich vor gut einem Monat noch mit dem Satz „schaffe ich niemals“ kommentiert hätte.

Was aus einer Bierlaune entstanden und binnen weniger Tage durch die Mithilfe von Freunden und meines Arbeitgebers zu einem digital ansprechendem Spendenaufruf gewachsen ist –

kann nun mit mehr als 13.500 Euro gesammelter Spenden für die „Women’s Foundation Nepal“ als großer Erfolg verbucht werden.

Am 22.05.2020 um 0:01 Uhr starten Martin und ich am Fuße der Hohensyburg im Dortmunder Süden unsere Mission die Serpentinenstraße ganze 100x zu erklimmen, um für jeden Höhenmeter einen Euro – insgesamt 9.000 – einzusammeln.

Bereits in den ersten drei Fahrten werden wir dankenswerterweise von meinem Teamkollegen Björn begleitet, der sich anschließend zu seinem eigenen Everesting nach Altena aufmacht.

Nach den ersten zehn Wiederholungen tauchen wie aus dem Nichts die ersten vier Schaulustigen auf und unterstützen uns lautstark abseits der Strecke – dem Medium Radio sei Dank.

Ich für meinen Teil komme sehr gut durch die Nacht und habe generell keinerlei Müdigkeitserscheinungen. Halbzeit – 50 von 100 Auffahrten liegen kurz nach 8 Uhr hinter uns – Zeit für eine erste Pause.

Nach ausreichend vielen Waffeln und frischem Kaffee wird Fahrt 51 gemeinsam mit meinem Vorgesetzten bestritten, ehe es zu zweit weitergeht.

Mittlerweile ist auch der WDR wieder eingetroffen, nachdem er seine ersten Interviews, sowie Mitschnitte bereits um Mitternacht im Kasten hatte.

Dem Wechsel von Stunde zehn auf Stunde elf folgt ein erstes größeres Tief, aus dem ich mich bis zum Ende nicht wirklich erhole.

Meine Gedanken kreisen immer wieder um eine mögliche Aufgabe – durch die Unterstützung auftauchender Teamkollegen, einer beachtlichen Anzahl an Rennradfahrern,

die Ihre Touren spontan umplanen und Freunden ohne jeglichen Bezug zum Radsport – verfliegen die Überlegungen glücklicherweise. 

Nach 3/4 unseres Vorhaben wird der Abstand von einer Pause zur nächsten geringer, die Zeiten jeder Runde konstant schlechter. Brennenden Füßen entgegne ich mit immer wiederkehrenden Schuhwechseln – kurze Erfolge.

In Runde 85 entschließe ich mich den Joker „9.000 Höhenmeter sind genug“ zu ziehen und Martin den alleinigen Titel „Hohensyburg 100“ zu überlassen.

An dieser Stelle geht mein größter Dank an den sehr erfahrenen Randonneur Roger, der erkennt was ich nun brauche. Ein Hinterrad mit gleichbleibendem Tempo – nicht mehr, nicht weniger.

Mit 95 Fahrten in den Beinen steige ich völlig erschöpft, aber euphorisiert vom Rad – der Jubel von rund 30 Bekannten im Ziel macht es möglich.

Zurück auf der Couch und keine halbe Pizza im Magen tanzt vor meinem Auge die Musikbox durch die Wohnung – Zeit fürs Bett.

Mit einem Abstand von fünf Tagen sitze ich nun an diesen Zeilen und frage mich – was kommt als Nächstes – ich hätte auf jeden Fall Interesse!“

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